• Medientyp: Buch; Autobiografie
  • Titel: Die Berlinreise : Roman eines Nachgeborenen
  • Beteiligte: Ortheil, Hanns-Josef [VerfasserIn]
  • Erschienen: München: Luchterhand, 2014
  • Umfang: 283 S.; Ill; 21 cm
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN: 9783630874302; 3630874304
  • RVK-Notation: GN 7975 : Primärliteratur
  • Schlagwörter: Ortheil, Hanns-Josef
    Schriftsteller > Eltern > Reise > Berlin > Geschichte 1963
    Ost-West-Konflikt > Deutsche Frage > Zweiter Weltkrieg
  • Entstehung:
  • Anmerkungen:
  • Beschreibung: Anfang der sechziger Jahre hat Hanns-Josef Ortheil zusammen mit seinem Vater eine Reise in das geteilte Nachkriegsberlin unternommen. Es ist eine Reise zurück an die Orte, an denen sein Vater und seine Mutter als junges Paar während des Zweiten Weltkriegs gelebt haben. Geduldig und fasziniert hört er zu, was der Vater ihm von dem Leben damals erzählt. Instinktiv begreift er, welche Bedeutung Berlin für das Leben seiner kleinen Familie hatte und für ihn immer noch hat. Tag für Tag notierend und schreibend, sucht der gerade einmal zwölfjährige Junge sehnsüchtig nach einer Verbindung zu dieser Welt. Im Sommer 1964 reist der damals zwölfjährige Hanns-Josef Ortheil mit seinem Vater nach Berlin. Wenige Jahre nach dem Mauerbau und ein Jahr nach Kennedys Berlin-Besuch führt der Berlin-Aufenthalt Vater und Sohn die Gegenwart des Kalten Kriegs vor Augen und wird gleichzeitig zu einer Zeitreise in die Vergangenheit des Zweiten Weltkriegs. Im Oktober 1939 waren die Eltern frisch verheiratet aus einem kleinen Westerwald-Ort in die damalige Reichshauptstadt gezogen, wo der Vater bei der Deutschen Reichsbahn als Vermessungsassessor tätig wurde und wo sie bei Luftangriffen ihr erstes Kind verloren. Tag für Tag erkunden Vater und Sohn die Spuren dieser Zeit, besuchen die frühere Familienwohnung, treffen Bekannte und Freunde und lesen die Haushaltsbücher, die die Mutter in den Kriegsjahren geführt hat. Über seine Eindrücke schreibt der Zwölfjährige ein in seiner Art unvergleichliches Reisetagebuch, in dem er auf dramatische Weise vom Nachempfinden der Vergangenheit am eigenen jungen Körper erzählt

    Ortheils Werk ist geprägt von seiner Familiengeschichte: Von fünf Söhnen überlebt nur er, der letzte. Zwei Kinder verliert die Mutter unter dramatischen Umständen während des Krieges, zwei weitere in den Nachkriegsjahren. Das Trauma lässt die Mutter für Jahrzehnte verstummen. Zu Kriegsbeginn leben die Eltern in Berlin, kehren nach Kriegsende jedoch nicht zurück, zu sehr bedrücken die Erinnerungen. Erst 1964 gibt der Vater dem Drängen alter Berliner Freunde nach und reist, gemeinsam mit dem 12-jährigen Sohn, aber ohne die Mutter, in die seit kurzem geteilte Stadt. Auf dieser Reise kommt Ortheil erstmals intensiv mit der Kriegsvergangenheit seiner Eltern in Berührung. Nun erfährt er auch von den Todesumständen seiner Brüder. Aus seinen Notizen stellt Ortheil als Weihnachtsgeschenk für seinen Vater einen Reisebericht zusammen. Das vorliegende Buch entspricht diesem unbearbeiteten Reisebericht des 12-jährigen, es ist damit nach der "Moselreise" das zweite Kindheitswerk des Autors. Mit kindlichem Forscherdrang und wachem Blick nimmt der Junge den Vater, die Menschen um sie herum, aber auch die Atmosphäre Berlins wahr und bringt seine Beobachtungen mit außergewöhnlicher Formulierungsgabe in teils anrührender, kindlicher Perspektive zu Papier. Die Eloquenz seines Erwachsenenwerks wird natürlich nicht erreicht. Dennoch: "Ein kostbares Buch" urteilt Annemarie Stoltenberg (NDR). Die Rezensentin schließt sich an. (M. Voß)

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