Beschreibung:
Ein aufregend-herausforderndes Buch! War gar nicht ein (christlicher) Dichter am Hofe des Bischofs zu Passau der Autor unseres "Nationalepos", sondern ein Jude aus dem Zentrum rabbinischer Gelehrsamkeit in Worms? Kreis weiß, wie provokant seine These für die Germanistik sein muss, weil sie deren gesamte bisherige Forschungsrichtung und Lehrmeinung in Frage stellt. Kreis ist aber kein leichtfertiger Eiferer! Sein "Täterprofil" erwächst vielmehr nachvollziehbar schlüssig aus seinem neuartigen, immer jedoch textnahen Forschungsansatz, der das Nibelungenlied als eine versteckte politikkritische Parabel der Kreuzzugsideologie ins Auge fasst. Kreis erweist sich als profunder Kenner der einschlägigen Fachliteratur aus Literaturwissenschaft, Mediävistik, Theologie etc. - nicht zuletzt der als Hintergrund aufschlussreichen, von der Rezeptionsgeschichte fast völlig vernachlässigten damaligen deutsch-jüdischen Literatur (in mittelhochdeutsch!); seine anspruchsvoll-eigenwillige, gleichwohl durchweg ansprechend formulierte Studie (leider ohne Register) empfiehlt sich allen einschlägig Interessierten. (3 J) (Otto-Rudolf Rothbart)