Beschreibung:
Lyon in den 1960er-Jahren: André Choulans tyrannisiert seine Frau und seinen Sohn Émile mit Wutausbrüchen, verbalen Demütigungen und körperlicher Gewalt. In geradezu fantastischen Lügengeschichten war er u.a. Sänger, Prediger, Berater von Charles de Gaulle und nicht zuletzt Geheimagent. Émile und seine Mutter leben isoliert in der von paranoiden Ideen beherrschten Welt, ohne sie zu hinterfragen. Standardsatz der Mutter: "Du weisst doch, wie dein Vater ist.". Erst fast 50 Jahre später, als Émile fern vom Ort seiner Kindheit ein eigenes Leben mit Frau und Kind führt und erfolgreich als Restaurator arbeitet, verschlimmert sich Andrés Verhalten derart, dass er eingewiesen wird. Im Gespräch mit dem zuständigen Psychiater erzählt Émile zum 1. Mal vom Leben mit einem Mann, von dem er letztlich nichts Verlässliches weiss. In seinem neuen Roman verarbeitet S. Chalandon (zuletzt "Die vierte Wand", ID-A 35/15) seine eigene "Vater-Wunde" ohne zu psychologisieren und stellt immer wieder Bezüge zum Algerienkrieg her. Dies liest sich bedrückend, schmerzhaft - und doch immer wieder grotesk und amüsant. Grossartig!